Stromerzeugung in historischen Windmühlen
Prototyp an der Bardowicker Windmühle
von Eckhard Meyer

Mit der Reaktivierung des Windantriebes an der Bardowicker Windmühle im Jahre 1994 stand die Möglichkeit offen, die Windkraft außer für den Antrieb der Mahlsteine zusätzlich für andere Anwendugen zu nutzen. Durch Wegfall alter, über Jahrzehnte beständiger und treuer Kundschaft wie Kleinbauern und Bäckereien, die ihre Betriebe infolge des Strukturwandels in den ländlichen Regionen aufgaben und den damit verbundenen Rückgang des zu mahlenden Getreides, entstand die Überlegung, zusätzlich zum Antrieb der Mahlsteine einen Generator zur Stromerzeugung zu installieren. Um dies in einem sinnvollen Konzept umzusetzen, standen grundsätzlich zwei Nutzungsvarianten zur Auswahl:

1. In einem externen Energiekreis den erzeugten Strom zur Warmwasserbereitung  nutzen oder
2. Den erzeugten Strom für den Eigenbedarf in der Mühle zu nutzen und einen Überschuss in das öffentliche Stromnetz abzugeben.

Da die Warmwassernutzung übers Jahr keinen sinnvollen Einsatz gefunden hätte, wurde die Variante 1 verworfen. Zur Anwendung kam ein polumschaltbarer Asynchrongenerator mit einer maximalen Leistung von 21 KW. Die Anlage wurde direkt ans Netz gekoppelt, d.h. die Netzfrequenz gibt die konstante Drehzahl vor. - Um nun starke wie auch schwache Winde nutzen zu können, wurde der Generator polumschaltbar ausgeführt. Somit war der Betrieb bei acht und sechzehn Flügelumdrehungen pro Minute vorgegeben. Ein Hydraulikaggregat und - zylinder sollten die Regulierung der Klappen  an den Mühlenflügeln übernehmen. Doch schon in den ersten Betriebstagen stellte sich heraus, dass die Steuerung der Anlage zum Teil erhebliche Mängel aufwies. So gab es z.B. starke Leistungsschwankungen bzw. - einbrüche durch den Betrieb bei konstanter Drehzahl, zum anderen konnte die Anlage Windböen schlecht abpuffern. Fazit: Die Steuerung, die eigentlich für Wasserkraftanlagen konzipiert war, erwies sich als falsch.
!999 kam unter Mitwirkung der Technischen Universität Hamburg-Harburg eine neue Steuerung zum Einsatz, wie sie auch in modernen Windrädern immer mehr Einzug findet. Diese Steuerung ist so ausgelegt, dass die Flügel im Generatorbetrieb frei drehen können. Der hierbei erzeugte Strom muß zunächst gleichgerichtet und dann in 50 HZ Wechselstrom umgewandelt werden, bevor er ins Netz eingespeist wird.
Diese neue Technik erwies sich gegenüber der vorherigen als sehr viel betriebssicherer und ertragsreicher. Trotzdem muß abschließend festgehalten werden, daß die Stromerzeugung mit historischen Windmühlen ein Hobby ist und nicht aus wirtschaftlichen Aspekten angestrebt werden sollte.

“Dem Elektromüller gehört die Zukunft !” -

so schrieb der Offizier und Ingenieur Kurt Bilau, Erfinder der “Bilauschen Ventikanten” in den 20 Jahren des vorigen Jahrhunderts in seinem Buch : “WINDMÜHLENBAU - einst und jetzt” und begründete seine Meinung:

“Bei dem heutigen Elektrizitätshunger der ländlichen Bevölkerung werden Elektromühlen hochrentable Anlagen werden. Es besteht keine Gefahr, dass der Müller seinen Strom nicht los wird, zumal er selbst bei halben Überlandpreisen sein Brot noch weit besser und leichter verdient als mit Mehlerzeugung.”
 

Im eigentlichen Sinne, nämlich der Umnutzung historischer Windmühlen zur Erzeugung elektrischer Energie, hat sich Bilaus Prophezeiung nicht erfüllt, wohl aber durch die modernen Windkraftanlagen unserer Zeit.
 

Bilddokumentation

zurück Mühlentechnik

Der KleiekotzerEin Magazin des Mühlenförderverein Lüneburg e.V.