Mühlenkultur in Holland
von Richard Brüdern 
(Teil I)

 

„Gott hat die Welt geschaffen und die Niederländer Holland.“ Dieser Ausspruch mag überheblich klingen, aber es entspricht den Tatsachen. Zumindest der westliche Teil des Landes wurde der Nordsee in harter Arbeit abgerungen, da weite Teile des Landes unter dem Meeresspiegel liegen.

Deiche und Windmühlen haben das Leben in Holland geprägt. Windmühlen, mit einem Schöpfrad ausgerüstet, haben das Wasser um ca. 1,5 m angehoben. Die nächste Müh­le wiederum um 1,5 m, und mit der dritten Mühle kommt man auf 4,5 m, um das Was­ser endlich in das Meer abzuleiten. Viele der holländischen Windmühlen sind somit keine Mahlmühlen, wie in Deutschland oft vermutet, sondern „Wassermühlen“, oder zur besseren Unterscheidung, Poldermüh­len genannt. Die Gleichwertigkeit der Mehlmühle und der Poldermühle zeigt sich auch in der holländischen Ausdrucksweise: „Die Poldermühlen bemahlen das Wasser.“

Erst die unermüdliche Tätigkeit der Poldermühlen hat dem Menschen die Möglichkeit gegeben, dieses Land zu nutzen und zu bewohnen. Daneben haben Windmühlen, als Antriebskraft in den unterschiedlichen Gewerbezweigen genutzt, gravierend dazu beigetragen, Holland in seinem goldenen Zeitalter zur Weltmacht zu verhelfen.

Daraus erklärt sich, daß Mühlen in Holland eine besondere Wertschätzung genießen. Für den Mühlenfreund stellt das sich drehende Flügelkreuz einer Windmühle oder das Rauschen eines Wasserrades die gelungenste Synthese zwischen Natur und Technik dar. “ En dreihende Molen is en moi Gezicht”. Mühlen haben dem gesamten Technikbereich entscheidende Impulse gegeben, sei es in der Verfahrenstechnik, der Regelungstechnik oder dem Flugzeugbau. Das Prinzip des Auftriebes am Flügel wurde seit Jahrhunderten von den Mühlenbauern ohne Kenntnis der theoretischen Zusammenhänge, allein aus der praktischen Erfahrung am Windmühlenflügel, erfolgreich genutzt. Unter den Beneluxländern, England, Dänemark und Deutschland mit vergleichbarer Mühlentechnik nimmt Holland eine Sonderstellung ein. Entscheidende Impulse der technischen Entwicklung sind von Holland ausgegangen.

Am Anfang der in Windrichtung einstellbaren Mühlen stand die Bockwindmühle. Dieser Mühlentyp, wahrscheinlich aus Frankreich kommend, hat seit Ende des 1 3. Jahrhunderts in Holland und Deutschland weite Verbreitung als Getreidemühle gefunden.

Das gesamte Mühlengebäude steht, drehbar gelagert, auf einem Bock mit kreuzweise angeordneten Sohlschwellen und kann mit dem Steert in Windrichtung gedreht werden.
                                                      
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Der KleiekotzerEin Magazin des Mühlenförderverein Lüneburg e.V.