Das Wohnhaus der Rothemühle wurde im Jahre 1757  durch den Pächter Bertram grundlegend renoviert, ist jedoch in seinem wesentlichen Bauelementen seit 1587  bis heute unverändert geblieben.

Die Rothemühle
(Fortsetzung)

An anderer Stelle des Kirchenbuches schrieb der Chronist, dass die Tochter des Müllers Moritz Bertram unerlaubter Beziehungen zu einem verheirateten Müllerknecht bezichtigt und daraufhin vom Abendmahl ausgeschlossen wurde. Vater Moritz war darüber so erbost, dass er dem Pastor Wiegeleben wütend den philosophischen Satz um die Ohren schlug:

               “Herr Pastor, wen ji woll willt, dem willt ji woll,
                 un wen ji nich woll willt, den willt ji nich woll !”

Dennoch war Moritz Bertram ein gottesfürchtiger Mann, der für den Neubau der Kirche in Groß Schwülper das Taufbecken stiftete. - Im Jahre 1824 starb der letzte Müller aus der Bertramdynastie und ein neuer Pächter, Hartwig Hinrich August Meyer, aus einer Gifhorner Müllerfamilie stammend, hielt Einzug in die Rothemühle. Diese Familie sollte weitere 140 Jahre das Schicksal der Mühle als Pächter und später als Besitzer prägen. Schon 1827 wurde die Ölmühle auf Weizenvermahlung umgestellt und im Jahre 1864 konnte der nunmehrige Pächter Heinrich Theodor Meyer das gesamte Anwesen einschließlich 65 Morgen Land käuflich erwerben und in sein Eigen- tum übernehmen. Es folgten umfassende Modernisierungen der Mühlenein- richtung. Walzenstühle und Plansichter ersetzten Mahlgänge und Beutel- kisten und um 1900 verfügte die Rothemühle über ein modernes Vermah- lungsdiagramm. Auf dem Mühlengrundstück wurde eine weitere Scheune und ein Altenteilerhaus errichtet und die Schrotmühle im Jahre 1909 mit einer Turbine ausgerüstet. Ende des 19. Jahrhundert gehörte der Besitzer der Rothemühle zu den angesehensten Persönlichkeiten im Ort. Die beiden Weltkriege überstand die Mühle leidlich, doch mit der Währungsreform verschlechterte sich wie bei vielen Kleinmühlen auch in der Rothemühle die wirtschaftliche Lage, eine Entwicklung, die schließlich im September 1962 zum Konkurs führte.
Als  äußerst glücklicher Umstand für den Bestand der alten Wassermühle ist zu werten, dass bei der Zwangsversteigerung im Jahre 1966 ein Mann die Rothemühle erwarb, der nicht nur den Mühlenbetrieb weiterführen wollte, sondern für die notwendige Instandsetzung und Modernisierung ein hohes Maß an fachlicher Kompetenz mitbrachte. Richard Brüdern, aus einer alten Müllerfamilie in Völkenrode stammend, studierter Mühlenbauer und ein landesweit bekannter und anerkannter Mühlenexperte, konnte die Rothemühle zwar nicht zu einer neuen wirtschaftlichen Blüte führen, doch ist es ihm zu verdanken, dass mit der Weiterführung des traditionellen Mühlenbetriebes ein produzierendes Kulturdenkmal erhalten wurde, das die Mühle an der Oker zu einem Musterbeispiel lebendiger Denkmalpflege werden ließ. Richard Brüdern setzt damit die Reihe der erfolgreichen und heraus- ragenden Pächter und Besitzer der Rothemühle fort.

Besichtigung: Tel. 05303 - 5644

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