Neue Galerie für die Windmühle Kampen

Im Jahre 1866 errichtete der Landwirt Peters am westlichen Ortsrand von Kampen in der nördlichen Lüneburger Heide auf einem zweigeschossigen Sockelunterbau aus Ziegelmauerwerk eine reetgedeckte Holländerwindmühle. 26 Jahre später kam die Mühle in den Besitz der Müllerfamilie Blanck, in deren Eigentum sie sich noch heute befindet.

Wilhelm Kleeberg hatte recht, als er sie bereits 1964  in seiner “Niedersächsischen Mühlengeschichte” als “...eine unbedingt erhaltungswürdige Windmühle.” bezeichnete, vertritt sie doch jenen Typus einer holländischen Windmühle, der in Norddeutschland eher seltener, in Holland dagegen - von wenigen Ausnahmen abgesehen -  ausschließlich angetroffen wird. Das kennzeichnende Merkmal dieses Mühlentyps ist die mächtige Holzbalkenkonstruktion an der Mühlenkappe, mit deren Hilfe die Flügel in den Wind gedreht werden können - das sog. Krühwerk, in der Müllersprache auch Steert oder Sterz genannt. Eine weitere Besonderheit ist die Reeteindeckung der Kampener Mühle. Reet ist ein natürlicher Baustoff, der an den Mühlen im nordöstlichen Niedersachsen nicht allzu häufig anzutreffen ist. Zwei Gründe, die allein schon eine Erhaltung rechtfertigen können.

In den letzten Jahren sah die  1986 stillgelegte Kampener Windmühle etwas zerzaust aus - die Galerie verfiel zusehends, die Jalousiebretter der Flügel mussten entfernt werden und an der Reeteindeckung zeigten sich zunehmend Schäden. Doch  Kleeberg´s Empfehlung von 1964 geriet nicht in Vergessenheit. Der heutige Besitzer Helmut Blanck (41), als Müller bei Andreas Engel auf der Oldenburger Wassermühle (Ldk. Lüneburg) tätig, entschloss sich gemeinsam mit dem 2001 gegründeten Windmühlenverein Kampen e.V.  zu einer schrittweisen Sanierung der Mühle. Umfang und Zeitraum der einzelnen Abschnitte wird dabei durch die jeweilige Finanzlage des Vereins bestimmt, der die Trägerschaft inkl. der Kosten für die Gesamtaktion übernommen hat. Zwischen dem Verein und dem Eigentümer wurde dazu ein Nutzungsvertrag abgeschlossen, der die Rechte und Pflichten der Vertragspartner regelt. - Im September d.J. wurde der erste Sanierungsabschnitt mit der teilweisen Erneuerung der Galerie begonnen. Die Arbeiten wurden in Eigenregie durch Vereinsmitglieder ausgeführt, das benötigte Eichenholz spendierten einige Bauern des Ortes und der Zuschnitt konnte kostengünstig vergeben werden. Inzwischen ist die Galerie bis auf einige Restarbeiten wiederhergestellt und auch die Schadstellen in der Reeteindeckung wurden fachgerecht ausgebessert.

Im kommenden Jahr 2004 soll es dann an die Sanierung des Flügelwerkes gehen. Die 1934 (!) eingebauten Stahlruten sind noch in einem guten Gebrauchszustand, so dass nur die Jalousien zu ersetzen sind. Hier zeigt sich eindrucksvoll, welche Lebensdauer Stahlruten - bei guter Pflege versteht sich -  gegenüber Holzruten erreichen können. Diese sind in der Regel nach 10 - 12 Jahren erneuerungsbedürftig. So fällt denn auch die Entscheidung leicht, für die Jalousien eine haltbarere Metallausführung in Aluminium anstelle Holz zu wählen. Es kann also erwartet werden, dass sich spätestens in 2005 die Flügel der Kampener Windmühle wieder drehen werden.
An der musterhaften Arbeit des jungen Kampener Windmühlenverein, dem seit seiner Gründung in 2001 bereits 150 Mitglieder(!) beigetreten sind, wird wieder einmal deutlich, dass bürgerliches Engagement für die Pflege und Erhaltung von Kulturgütern unverzichtbar ist.

Text: Heinz Thiemann, Bardowick 12/03
Fotos: H.Thiemann (9); Wilhelm Prigge (1)

 

Der KleiekotzerEin Magazin des Mühlenförderverein Lüneburg e.V.