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„ ...Die Mühle galt auch als, vorsichtig ausgedrückt, Ort der Sinnenfreuden und der Gefahr für die weibliche Tugend. In der Literatur ist das romantische Bild von der „schönen Müllerin" mindestens ebenso verbreitet wie das vom betrügerischen Müller. Eine der Ursachen für diesen Ruf liegt darin, dass die Prostitution seit der Antike bis ins Mittelalter auch in der Mühle angesiedelt war. Alle diesbezüglichen Vorurteile gegenüber den Müllern finden sich wieder in einer ländlichen Dorfchronik aus dem Wendland des 18. Jahrhunderts. Nach dieser Chronik des Dorfschulzen Johann Parum Schultze aus Süthen, geschrieben in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, galten im Wendland des frühen 18. Jahrhunderts offensichtlich die Müller ebenfalls als potentielle Don Juans, wie folgende Zitate der Chronik belegen: „Vor 1720 kam ein Müller zu Wustrau in die Mühle, welcher bürtig war bey Neuhaus; Ein Müllers Sohn daselbst hiess Wilhelm Jürgen Lueder. 1722 bauete er ein Haus, beschlief viele Mädgens und hatte doch eine Frau und Kinder. Wie er aretirt wurde, fand man in seiner Schieblade unter dem Tisch ein Register, worin er angeschrieben hatte, wenn ehe er bey jeder gewesen, und da die Mädgens, die vorher es verheimlicht hatten, es eingestanden, so merckte er, das es wol zum Schiefen ausfallen würde und fand Gelegenheit, eines Abends ein Paar alten Wächtern glücklich zu entlaufen; und ist nie wieder gesehen worden"."
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