Der Kobold in der
Horster Mühle

Zuweilen ließ sich in der Horster Mühle ein garstiger Kobold blicken und trieb dort sein Unwesen. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit spielte er den Müllergesellen übel mit. Der Wicht schnitt gerne kleine Löcher in die Hafersäcke , blies zur Unzeit die Lampen aus oder leitete das Mühlenwasser um.
Nachdem er nun einst auch das Mühlrad mit einem Knüppel verkeilte, damit es stille stand, wurde der Müller sehr ungehalten. Mit Donnerschockschwerenot trieb der dicke Müller seinen Gesellen hinaus, damit er das Mühlrad wieder flott mache. Der arme Kerl wuchtete mit aller Kraft, konnte aber die Sperre nicht beseitigen; der Pflock saß wie angewachsen. "Den muss der Teufel festhalten", wütete der Geselle, und wenig später sah er es mit eigenen Augen: Der Bösewicht  von Kobold hielt den Knüppel mit aller Macht im Mühlrad fest, so dass sich nichts bewegen konnte.- Das war dem Müllerburschen doch zu unheimlich. Flugs lief er in die Mahlstube zum Meister und rief den zu Hilfe. Nun  versuchten sie zu zweit, dann sogar zu dritt, dem Kobold den Knüppel zu entreißen. - Als sie sich nun  plagten und mühten, verlor plötzlich der Wicht einen Pantoffel und damit die Hälfte seiner Macht. Fluchtartig verließ er die Horster Mühle und wurde dort nie mehr gesehen.
Doch der Müller war ein großer Aufschneider, und wenn er fortan gefragt wurde, warum der Kobold plötzlich verschwand, brüstete er sich damit, daß er wohl der Bessere, Stärkere und Schlauere gewesen wäre. 



( Aus
Norddeutsche Mühlensagen - Verlag Otto Heinevetter )

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