Die  Rothemühle in Schwülper, Landkreis Gífhorn - ein Mühlenbild, das sich seit dem 30-jährigen Krieg fast unverändert erhalten hat.

           Die Rothemühle

An der Oker, jenem Harzfluss, der am Brocken entspringt und bei Müden in die Aller mündet, liegt eine der noch wenigen aktiven Mühlen im Land zwischen Harz und Heide. Von allen Mühlen dieses Raumes vermittelt das imposante Ensemble des ausgedehnten Mühlenhofes mit der intakten Mühlentechnik den wohl ursprünglichsten Eindruck einer herrschaftlichen  Wassermühle, wie sie einst über Jahrhunderte an vielen Orten in Norddeutschland  zu finden war. Eine erste Erwähnung findet die “Rodemollen” in einer schriftlichen Überlieferung des Jahres 1348, vermutlich ist sie jedoch schon im Zuge einer Klostergründung um 1200 entstanden. Weitere durch Schriftstücke belegte Nachrichten aus dem 16. bis 19. Jahrhundert bezeugen die wirtschaftliche Bedeutung der herrschaftlichen Pachtmühle bis in die Neuzeit. So erhielt 1559 die Braunschweiger Tuchmachergilde als damaliger Pächter das Privileg, eine Walkmühle einzurichten, die jedoch nur ca. 45 Jahre Bestand hatte. Aus dem Jahre 1565 datiert ein Pachtvertrag zur Getreidemühle, als der Müller Auctor Jäger zum herrschaftlichen Mühlenpächter bestellt wurde. Seit dieser Zeit sind die Namen der Pächter in lückenloser Folge bis heute überliefert. Aus diesem Kreis ragen besonders zwei Dynastien heraus, die über Generationen als Pächter und spätere Besitzer die wirtschaftliche und technische Entwicklung der Rothemühle wesentlich geprägt haben. 1687 wird die Mühle an den Müller Moritz Bertram verpachtet. Fünf Generationen lang bis 1824 bleiben Bertram und seine Nachkommen im Besitz des Pachtrechtes. Sie verstanden es, in diesem Zeitraum durch Erneuerungen und Erweiterungen  die wirtschaftliche Stabilität der Mühle zu sichern und zu mehren und so einen zeit- und standesgemäßen Wohlstand zu schaffen. 1721 wurde das Mühlenwehr und die Freischleuse erneuert. Gegenüber der Getreidemühle, dort , wo einst am anderen Ufer der Oker die Walkmühle stand, wurde im gleichen Jahr eine Ölmühle eingerichtet, die 1754 durch einen Perlgraupengang erweitert wurde. Im Jahre 1757 wurde eine komplette Sanierung des Wohnhauses durchgeführt und im folgenden Jahr das Mühlengebäude erneuert. Insgesamt verfügte die Rothemühle zu dieser Zeit über fünf Mahlgänge (Grindel) und gehörte damit zu den größten Mühlen des Amtes Gifhorn. Daß die Mitglieder dieser starken Müllerfamilie auch ansonsten am knackigen Leben teilnahmen, belegen ein paar “pikante” Eintragungen im Kirchenbuch der Gemeinde Schwülper:

“Hans Jürgen Bertram, Meister Moritz Bertrams Sohn zu Rothemühle, muß für Defloration Anna Magdalena Eßmanns in Klein-Schwülper, die er nicht geheiratet hat, sondern eines Krügers Fricken Tochter aus Beddingen, geben 24 Rthl.”
                                              
mehr